Älvdalen - Fulufjäll - Fegen

Älvdalen - Fulufjäll - Fegen
- Ein Sommer in Schweden  -
(2012)

Text: Peter Peuker
Fotos: Peter Peuker und Karin Simke

Man muss es nehmen wie es kommt

Grau, diesig und schwül ist es, als ich auf der Fahrt von Deutschland ins mittelschwedische Dalarna einen Zwischenstopp in Hökensås, westlich des Vätternsees, einlege. Aus diesem atmosphärischen Zustand wird Südschweden in den nächsten Tagen von einer „Regenkatastrophe“ heimgesucht werden. So titelten zumindest einige Printmedien des Landes. Jedenfalls standen Teile der Innenstädte von Jönköping und Lund unter Wasser. Der Fluss Emån verwandelte sich in einen reißenden Strom und richtete zahlreiche Hochwasserschäden an.
Auch bei der Ankunft in Dalarna wurde meine Hoffnung, dort einen schwedischen „Postkarten-Sommer“ mit blauem Himmel und Sonnenschein anzutreffen, nicht erfüllt. In Südschweden hatten die Temperaturen wenigstens noch akzeptable Werte. Das Thermometer verharrte hier bei einem Tageshöchstwert von 10° C. Kurz entschlossen zog ich vom Zelt in ein Blockhüttchen um.
Man muss es nehmen wie es kommt.

„Vi gör det med flugor“

Im Örtchen Älvdalen traf ich wie verabredet Michael und rein zufällig Martin, den ich aus dem Canadierforum kannte. Beide sind erfahrene Fliegenfischer. Ich bin es leider noch nicht. Natürlich wollte ich deshalb begierig von ihrem Wissen und Können über das Angeln mit der Fliege profitieren. Ein Slogan schwedischer Fliegenfischer lautet: „Vi gör det med flugor - Wir tun es mit Fliegen“. Und das taten wir dann auch!
Unser gemeinsames Fischen war aber nur von kurzer Dauer. Martin zog mit Familie bald weiter zum Kanuabenteuer auf den Rogen Seen in Härjedalen. Und die umliegenden Flüsse führten durch die anhaltenden Regenfälle bald Hochwasser, so dass ich die Zeit mit Michael eher mit Quatschen über „Gott und die Welt“ am Ufer verbrachte als mit Fliegenrute und Wathose im Wasser.


durch das "Herz" Schwedens fließt der Österdalälven


kochen mit der Muurikka im Slogbod

Ein Slogbod war ursprünglich als "Notunterkunft" für Waldläufer, Jäger und Angler gedacht, wenn sie in abgelegenen Wildnisgebieten Mittelschwedens übernachten mussten. Heute haben viele Schweden in Dalarna ein Slogbod im Garten als Grill- oder Feuerhütte zu stehen.


mit meinem Laika-Mädchen Dascha auf der Suche nach Elch, Wolf, Auerhuhn & Co.


"Waldläuferhütte" im Kiefernbusch


Abendstimmung am Österdalälven


Boote in historischer Bauweise auf schwedischen Gewässern:
Norrlandsbåt, Forsbåt, Roddsnipa


Auf den Spuren von Wolf...
 


und Bär...


in Orsa Grönklitt


Fäbod (Sennerei) Torrlid bei Älvdalen.

Auf der Sennerei gibt es Kühe, Schafe, Ziegen und mehr. Mit den Betreibern habe ich mich zur schwedischen "Wolfsproblematik" unterhalten. Es wird dort pragmatisch gesehen. Erstens kommt das Vieh am Abend in einen Nachtpferch und zweitens:

"Die paar Wölfe in den Wäldern sind kein wirkliches Problem für uns."

 

Zwischenstopp

Mitte Juli brach ich von Dalarna in Richtung Stockholm auf. 400 km von West nach Ost für die Familienzusammenführung. In wenigen Tagen wird meine Karin auf dem Flughafen Arlanda aus dem fernen Ungarn eintreffen.
Unweit des beschaulichen Städtchens Sigtuna fand ich den einzigen akzeptablen, aber unverschämt teuren Zeltplatz in Flugplatznähe. Das Wetter besserte sich zwar etwas, jedoch waren die Prognosen in den schwedischen Medien wenig hoffnungsvoll. Regen, Regen, Regen.
Geplant hatten wir eigentlich in der Provinz Östergötland zu einer mehrtägigen Paddeltour aufzubrechen. Doch es muss ja nichts erzwungen werden, wenn das Abenteuer dann wahrscheinlich eher „ins Wasser fallen“ wird.

Im Fulufjäll

Wir fuhren wieder in den schwedischen Westen und bezogen für ein paar Tage ein kleines Holzhaus am Rande des Fulufjäll Nationalparks. Von unserem Basislager erkundeten wir den südlichsten Fjällnationalpark Schwedens. Abwechslungsreich ist die Landschaft, Kahlgebirge, große Waldgebiete und Hochmoore sind prägend. Das Tal des Gebirgsbachs Stora Njupån hat einen Urwaldcharakter und der Njupeskär, mit 93 m Fallhöhe Schwedens höchster Wasserfall, liegt am Anfang des Tals in Höhe der Baumgrenze.

 


Hochmoor, Fjäll und Sonne
 


Weite
 


im Fjäll
 


Abstecher: mit dem Kanu auf dem Grövelsjön
 


lax med grönsaker och rödvin i fjäll
 


Aufstieg - felsig, steil, anstrengend
 


üppige Vegetation im Tal des Njupån
 


Njupeskär
 

Infokasten Fulujäll Nationalpark

Größe 385 km²
Gründung 2002
Landschaft Fjäll (Kahlgebirge), Fichten- und Kiefernwälder, Hochmoore, urwaldartige Täler
Höhe 480 m – 1041 m ü. NN
Provinz Dalarna in Mittelschweden, unmittelbar an der Grenze zu Norwegen
Infrastruktur 140 km Wanderwege, u.a. durchquert der Kungsleden den Park, Besucherzentrum mit Ausstellungs- und Informationszentrum „Naturum“ und Gastronomie
Karte FJÄLLKARTAN, W 53 Fulufjället, 1:50.000, von LANTMÄTERIET
Web-Links Fulufjället
Bilder Bildergalerie "Fulufjäll Nationalpark" auf AmarokTV

 

   

Im Kanu auf Fegen und Kalvsjön

Der Wetterbericht kündigte endlich „Sommer“ an. Für uns die Chance, doch noch mit dem Kanu auf Tour zu gehen. Bei 6° C am Morgen brachen wir im Fjäll auf und kamen bei 25° C in Südschweden am Nachmittag an.
Nachdem das Tourengepäck sortiert und verstaut war, brachen wir einen Tag später auf. Wir starteten am Kalvsjön, ein mittelgroßer See, der am südlichsten Zipfel der Provinz Västergötland liegt. Von hier aus kann unter anderem das Paddelgebiet des großen Fegen Sees erkundet werden. Da das Kanurevier im 2012 gegründeten Fegen Naturschutzgebiet liegt sind einige Schutzgebietsbestimmungen zu berücksichtigen. Dies betrifft vor allem das vorgeschriebene Campen auf den ausgewiesenen Lagerplätzen. Dafür muss ein Lagerplatzticket für 50 SEK/Person/Nacht (Kinder unter 12 Jahre 25 SEK) eingelöst werden. Lagerplatztickets können zum Beispiel auf dem Campingplatz in Kalv gekauft werden. Vom Kalvsjön gelangen wir über einen Kanal sowie eine ca. 250 m lange Portage in die schmalen Seen Söndre und Nordre Svansjön (Südlicher und Nördlicher Schwanensee) und weiter zum Västra Fegen. Der Fegen gehört mit seiner Wasserfläche von knapp 24 km² zu den größeren Seen Schwedens. Wegen seiner zahllose Buchten und Inseln präsentiert sich der Fegen nicht als eine gewaltige Wasserfläche und lädt dadurch zu mehrtägigen Erkundungstouren ein. Über eine kurze Portage an einem Wehr gelangen wir in den Spångån, so heißt das Flüsschen, dass am Nordzipfel aus dem Fegen fließt. Der Wasserstand reicht für eine Befahrung gerade noch so aus. Unverbaut und stark mäandernd paddeln wir bei schwacher Strömung durch Wälder, Wiesen und Moore. An vielen Flussabschnitten ist der Schilfbewuchs so stark, dass die Orientierung schwer fällt und der Weg nur durch das leicht strömende Wasser im „Dschungel“ erkennbar ist. Unzählige Pferdebremsen attackieren uns und machen die Paddelei eher zu einer Flucht aus dieser Blutsaugerzone als zum Naturgenuss.
Nach etwa 4 km fließt der Spångån in den Stångån der dann in den Kalvsjön mündet und die Paddelrunde komplett ist. Nach kurzer Paddelstrecke sind wir an unserem Startpunkt und lassen den Urlaub auf dem Campingplatz in Kalv ausklingen.


Campingplatz in Kalv


die Paddeltour beginnen wir bei bestem Sommerwetter auf dem Kalvsjön


was Deftiges zum Mittag
 


Portage zum Söndre Svansjön
 


Söndre Svansjön
 


komfortabel geht es im Camp zu


der Västra Fegen bietet zahlreiche Sandstrände


auf dem Spångån


auf der Suche nach dem Weg im Schilfdschungel


auf dem Stångån

 

Infokasten Fegen Kanurevier

Provinzen Västergötaland, Småland und Halland (Südschweden)
Größe Nord-Süd ca. 20 km, Ost-West ca. 15 km (nur Seengebiet)
Seen Fegen, Västra Fegen, Spaden, Kalvsjön, Svansjöarna
Flüsse Spångån, Stångån, Lillån mit Anschluss an den Fluss Ätran (z.T. Wildwasser führend) Tour bis zur Ostsee
Landschaft Wald, einige Moore und Wiesen mit Grünlandnutzung, leicht hügelig
Infrastruktur Lagerplätze mit Trockenklo, Abfallbehälter, Feuerstelle, Holzlager
Startpunkt Kalv (Campingplatz) oder Fegen (Fegenkioskens), jeweils mit Kanuvermietung
Karte TERRÄNGKARTAN GB 04 – Fegen, 1:50.000, von UTEKARTAN
Web-Links www.visitfegen.se

 

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