Schweden: Untersuchungen zum Einfluss von Jagd und Wölfen auf den Elchbestand

Durch die Jagd werden insgesamt mehr Elche innerhalb eines Wolfsterritorium entnommen als durch die Wölfe – aber es gibt dabei im Territorium große Variationen.

Eine aktuelle Studie der Schwedischen Landwirtschaftsuniversität (SLU) und der Inlands Universität (INN) von Norwegen zeigt, dass die Entnahme von Elchen durch die Jagd innerhalb eines Wolfsterritoriums generell zwei- bis dreimal höher ist als die der Wölfe. Die Studie verdeutlicht aber auch, dass es durch die zeitlich wechselnde Raumnutzung der Wölfe zu einer ungleichmäßigen Verteilung der Elch-Jagdstrecken zwischen den verschiedenen Elch-Jagdrevieren innerhalb des Wolfsterritoriums kommt.

Die Wissenschaftler untersuchten die Variationen des Prädationsdrucks (Anteil der Elche die jährlich durch Wölfe getötet werden) zwischen verschiedenen Wolfsterritorien und verglichen diesen mit der Jagdstrecke in den jeweiligen Jagdrevieren. Es wurde auch die Verteilung der Raum - Zeit - Nutzung der Wölfe im Territorium untersucht und welche Auswirkungen das auf die Jagdstrecke und die Beobachtung von Elchen in den einzelnen Jagdrevieren hatte, die im Wolfsterritorium lagen.

Die Höhe der Entnahme von Elchen durch die Wölfe war stark abhängig sowohl von der Größe des Wolfsterritoriums und der vorhandenen Elchdichte. Diese Faktoren zusammengenommen entscheiden darüber, wie viele Elche es insgesamt im Wolfsterritorium gibt.

Einige zusammenfassende Betrachtungen zur Entnahme von Elchen durch Menschen und Wölfe:

  • Die Entnahme durch Wölfe lag im Durchschnitt bei 7 – 8 Prozent des Elchbestandes pro Jahr. Die Variationsrate bewegte sich aber zwischen  2 – 12 Prozent in den verschiedenen Territorien.
  • Die Jäger erlegten im Durchschnitt 15 – 19 Prozent des Elchbestandes pro Jahr, mit einer Variationsrate von 8 – 33 Prozent zwischen den verschiedenen Territorien.
  • Insgesamt war der Jagddruck demnach 2,4 – 3,5-mal höher als der Prädationsdruck durch Wölfe.

Die Studie zeigte auch, dass Wölfe die verschiedenen Teile ihres Territoriums nicht gleichermaßen nutzen, was dazu führt, dass die Entnahme von Elchen innerhalb des Territoriums unterschiedlich ausfällt. Die Anzahl der geschossenen Elche war an den Stellen geringer, an denen die Wölfe mehr Zeit verbrachten und wahrscheinlich mehr Elche töteten.

Die Unterschiede waren relativ groß:

  • Im Durchschnitt war die Anzahl der geschossenen Elche um 24 Prozent niedriger in den Gebieten, die viel von den Wölfen genutzt wurden, im Vergleich zu den zeitlich weniger genutzten.
  • Der Anteil der geschossenen Elchkälber war um 41 Prozent niedriger in Gebieten mit hoher Wolfsaktivität während des Sommers gegenüber Gebieten mit geringer Aktivität.

Die Ergebnisse zeigen, dass es Variationen bei den Jagdstrecken innerhalb eines Wolfsterritoriums gibt. Teilweise kann das mit der unterschiedlichen Raum-Zeit-Nutzung imTerritoriums durch die Wölfe erklärt werden, sagt Håkan Sand, Wissenschaftler an der SLU. (1)

Entwicklung der Elchjagdstrecken in Schweden

Unsere Untersuchung legt dar, dass Veränderungen der Größe der Elchpopulation, Bestandsstruktur und Höhe der Entnahme durch die Jagd, von mehreren verschiedenen Faktoren bestimmt wird. Eine Managementstrategie ist wichtig, die regelt wie viele Elche bei der Jagd geschossen werden und welche Elche (Anm.: Geschlecht und Altersklasse). Aber auch die Art des Lebensraums, in dem Wölfe vorkommen, ist von großer Bedeutung, sagt Camilla Wikenros, Wissenschaftlerin an der SLU.

Eine erhöhte Wolfspräsenz wirkte sich auf zwei Arten auf die Jagdstrategie der Jäger aus:

  • Die Anzahl der geschossenen Tiere erhöhten Jäger dadurch, dass mehr Elchkälber erlegt wurden.
  • Der Jagddruck auf weibliche Elche ist mit den Zielen gesenkt worden, deren Anteil zu vergrößern und damit einer höheren Reproduktion in der Population. (2)

Entwicklung der Elchjagdstrecken in den mittelschwedischen Wolfsprovinzen

Elchjagdstrecken in den mittelschwedischen Wolfsgebieten

 

Elchstrecken in den mittelschwedischen Wolfsgebieten

Entwicklung und Status der Skandinavischen Wolfspopulation

Status der Skandinavischen Wolfspopulation im Inventurzeitraum 2018/2019 (2018-10-1 bis 2019 - 3 - 31)

Wolfsterritorien_Population_Skandinavien

Kreis = Wolfsrudel
Dreieck = reviermarkierende Wolfspaare
Schraffur = Wolfszone in Norwegen

Im Inventurzeitraum 2018/2019 gab es in der Population 40 Wolfsrudel und 28 reviermarkierende Wolfspaare. Davon lagen die Territorien von 28 Rudeln in Schweden, die von 6 Rudeln in Norwegen und 6 Territorien waren grenzüberschreitend. Von den 28 territorialen Wolfspaaren hatten 20 ihre Territorien in Schweden, 7 Territorien lagen in Norwegen und eins war grenzüberschreitend.
In Schweden waren die Wolfsterritorien hauptsächlich auf die Provinzen Värmland (20,25*), Dalarna (6,67*), Örebro (6,63*), Gävleborg (7,67*), Västmanland (4,17*), Västra Götaland (0,75*), Stockholm (0,5*), Uppsala (0,5*) verteilt.
* Anzahl der Wolfsterritorien (Rudel und Paare) in der Provinz und Anrechnungen bei grenzüberschreitenden Territorien
(Quelle: Inventering av varg vintern 2018/2019)

aus dem Schwedischen von Peter Peuker

Quellen:

(1) SLU – nyhet, 2019-9-3_jakten-tar-fler-algar-an-vargarna-inom-vargrevir

(2) SLU – nyhet, 2019-9-3_varg-paverkar-jaktuttaget-pa-alg

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